Das Smartphone eignet sich perfekt für die Produktion von Videostatements oder Interviews. Dieser Blogbeitrag zeigt dir die Möglichkeiten dazu auf und macht dich mit den wichtigsten Grundregeln für die Videoproduktion vertraut. Dazu gehören Positionierung, Einstellungen, Licht und Ton.

Inhalt

Zutaten

Damit du das Wissen direkt in der Praxis ausprobieren kannst, benötigst du lediglich ein Smartphone und eine Person, die dir vor der Kamera Rede und Antwort steht.

AE/AF

Die Begriffe AE und AF stehen für Auto Focus und Auto Exposure. Damit sich während dem Interview nicht die Schärfe und Belichtung verändert, lohnt es sich, die entsprechenden Funktionen während der Aufzeichnung zu sperren. Bei den meisten Smartphones tippst du dazu für ein paar Sekunden auf den Bildschirm. Um die Sperre zu deaktivieren, tippst du kurz auf den Bildschirm.

Positionierung

Wenn du ein Interview im Querformat aufzeichnest, teilst du das Bild horizontal und vertikal in je drei Teile ein. Die interviewte Person wird so positioniert, dass sich die Augenpartie direkt auf der Grenze zum oberen Drittel (rechts oder links) befindet. Die Person soll dabei nicht aus dem Bild schauen. Falls die Person direkt zum Publikum spricht, kann sie auch mittig positioniert werden und direkt in die Kamera sprechen.

Licht

Nutze das Umgebungslicht und achte auf Fenster, Sonne und Lampen. Bei schwierigen Lichtverhältnissen kann das integrierte Smartphone-Licht aktiviert oder externe Videolichter genutzt werden.

Mikrofon

Du kannst für die Audioaufnahme das Smartphone Mikrofon nutzen (bei wenig Umgebungsgeräuschen) oder auf dein Kopfhörerrmikrofon (bei mehr Umgebnungsgeräuschen) zurückgreifen. Es lohnt sich ausserdem, externe Mikrofone anzuschaffen.

Trimmen

Trimmen bedeutet, dass ein Video vorne und hinten an einer beliebigen Stelle zurechtgeschnitten wird. Diese Funktion ist bei den meisten integrierten Kamera-Apps verfügbar.

Wie positioniert man eine Person vor der Kamera?

Für diese Frage gibt es keine allgemeingültige Antwort. Die Positionierung ist abhängig vom Format und der Plattform, auf der das Video verbreitet wird. Handelt es sich beispielsweise um ein klassisches Interview im Querformat (16:9), teilst du das Bild vertikal und horizontal in drei Teile ein. Die Person wird nun entweder auf der rechten oder linke Seite positioniert. Die Augen befinden sich dabei etwa auf der Grenze zum oberen Drittel.

Wichtig ist auch, dass die Person durch das Bild und nicht aus dem Bild schaut. Meistens steht die interviewende Person direkt neben der Kameralinse, damit die/der Protagonist:in nur knapp an der Linse vorbei schaut. Bei einem Interview im quadratischen Format (1:1), wird die Person in der Mitte positioniert. Die Augen befinden sich auch hier auf der Grenze zum oberen Drittel.

Bei hochkant Videos (9:16, z. B Instagram Stories, Reels, TikTok etc.) wird die Person mittig positioniert und schaut in den meisten Fällen direkt in die Kamera.

Wohin schaut die Person vor der Kamera?

Bei einem Interview im Querformat (16:9), schaut die Person meistens durch das Bild hindurch und an der Kamera vorbei. Wenn die interviewte Person auf der rechten Seite positioniert wird, so steht der/die InterviewerIn auf der linken Seite der Kamera. Ich persönlich finde diese Regel mittlerweile veraltet und lasse Protagonist:innen meistens direkt in die Kamera sprechen.
Ausnahme: Es handelt sich um eine klare Interviewsituation (z.B in für einen Fernsehbeitrag, Interview mit mehreren Kameras, Repo mit Reporter:in neben Kamera)

Bei Social Videos im quadratischen oder hochkant Format, würde ich den Blick in die Kamera immer empfehlen.

Wenn die Person vor der Kamera direkt zum Publikum spricht, so schaut sie direkt in die Kamera.

Auto Focus & Auto Exposure sperren

Das Smartphone ist intelligent. Die integrierte Kamera-App regelt die Schärfe und Belichtung normalerweise vollautomatisch. Im Fachjargon nennt man dies Auto Focus bzw. Auto Exposure. Bei einem statischen Interview kann dir diese Automatik jedoch zum Verhängnis werden. Es kann vorkommen, dass das Smartphone während einem Interview automatisch den Hintergrund scharf stellt und dann wieder die interviewte Person, was in dem Video unerwüscht ist. Dies passiert vor allem dann, wenn sich die Person vor der Kamera etwas bewegt. Es entsteht ein unnatürliches «Pumpen», das man im Nachhinein nicht mehr entfernen kann. Damit dieser Effekt verhindert wird, kann man die Automatik sperren. Dazu drückst du auf das Objekt, welches scharf gestellt sein soll und drückst mit dem Finger während 1-3 Sekunden darauf. So wird die Automatik gesperrt und die Schärfe und  Belichtung bleiben ab jetzt unverändert.

Diese Funktion funktioniert beim iPhone und neueren Android Smartphones.

Zusatztipp

Wenn man die Einstellungen, Belichtung, Schärfe und Framerate manuell justieren möchte, empfiehlt es sich, eine spezialisierte Kamera-App herunterzuladen. Es gibt verschiedene Apps, die über unterschiedliche Stärken verfügen. Momentan würde ich die Blackmagic Camera App für iPhone und Android empfehlen. Für iPhone User:innen gibt es die App FinalCut Camera, die ebenfalls sehr gut ist.

Diese Apps lohnen sich vor allem dann, wenn man regelmässig mit dem Smartphone filmt.

Licht

Achte bei der Aufnahme unbedingt auf das Licht. Da gibt es zwei Varianten: entweder du nutzt das Umgebungslicht oder du kaufst dir zusätzliche Leuchtmittel. In den meisten Fällen versuche ich, das Umgebungslicht zu nutzen.

Bevor ich in einem Raum drehe, schaue ich, woher das Licht herkommt.

Meistens kommt es vom Fenster oder von Lampen. Es ist wichtig, dass du mit dem Licht und nicht gegen das Licht arbeitest. Das passiert vor allem dann, wenn du ins Gegenlicht filmt (Fenster, Sonne oder starke Lichtquelle im Hintergrund). Daher ist es ratsam, dass du dein:e Protagonist:in so vor der Kamera positioniert, dass das Gesicht von der Lichtquelle aufgehellt wird und sich die Lichtquelle nicht im Hintergrund befindet.

Beispiel Fensterlicht Beispiel mit Gegenlicht

Audio

Bei einem Interview ist der Ton beinahe so wichtig wie das Bild. Versteht man die interviewte Person nicht, schaut man sich das Video nicht gerne an und klickt schnell weg. Aus diesem Grund: Achte auf den Ton! Wenn es um den Ton geht, gibt es zwei Situationen:

 

Situation 1: Du bist du an einem ruhigen Ort.

Situation 2: Du befindest dich an einem Ort mit vielen Umgebungsgeräuschen.

 

Bei Situation 1 kannst du in den meisten Fällen das integrierte Mikrofon deines Smartphones nutzen oder alternativ ein Ansteckmikrofon für das Smartphone kaufen. Wenn du dich aber an einem lauten Ort befindest, ist das integrierte Mikrofon ungeeignet. Im Notfall kannst du den Ton mit dem Mikrofon deines Kopfhörers aufzeichnen oder auf ein externes Handmikrofon zurückgreifen.

Teste den Ton auf jeden Fall bei jedem Interview. Dazu kannst du kurz für ein paar Sekunden aufnehmen und dann hören wie das ganze klingen wird.

Möchtest du mehr über das Thema Audio mit dem Smartphone erfahren? Dann könnte dich folgender Blogbeitrag interessieren.

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Smartphone-Mikrofone im Überblick

Trimmen

Mit der Trimm-Funktion kannst du dein Interview kürzen.

Wenn du dein Interview vorne und hinten noch etwas zurechtschneiden möchtest, drückst du dazu auf Bearbeiten. Diese Funktion gibt es bei den meisten Smartphones. Falls du deine Videos noch vertiefter bearbeiten möchtest, empfehle ich dir den folgenden Blogbeitrag.

Mit dem Smartphone schneiden

Adam Keel

Leidenschaftlicher Tüftler und Geschichtenerzähler. Studierte Cast / Audiovisual Media an der Zürcher Hochschule der Künste.